Schluss mit Excel-Chaos: Wie ProCA und Conpli Nachhaltigkeitsnachweise digitalisieren
Die Bauproduktenverordnung 2026 rückt näher, Green-Building-Systeme verschärfen ihre Anforderungen, und Hersteller wie Planende stehen vor einem Berg manueller Nachweisprozesse. Zwei neue digitale Tools aus der EPEA-Kooperation mit DIE WERKBANK IT versprechen Abhilfe: ProCA automatisiert die Produktbewertung für Hersteller, Conpli digitalisiert die Projektprüfung für Generalunternehmer. Der Clou: Beide Lösungen sind über die WERKBANK-EPEA-Kooperation in bestehende BIM-Workflows integriert und verwandeln aufwändige Excel-Schleifen in sekundenschnelle Konformitätsprüfungen.
Warum jetzt? Die regulatorische Zeitenwende
„Das Thema Nachhaltigkeit ist mehr und mehr von einem Energiethema zu einem Materialthema geworden“, erklärt Pascal Keppler, Team Manager Data Services & LCA bei EPEA/Drees & Sommer. „Die Fragen zur Nachhaltigkeit von Bauprodukten werden einfach immer relevanter.“ Was als freiwillige Zertifizierung in Green-Building-Systemen begann, wird durch EU-Taxonomie und die kommende Bauproduktenverordnung zur harten Geschäftsrealität.
Konkret bedeutet das: Hersteller müssen Lösemittelgehalte, Schadstofffreiheit und CO₂-Fußabdrücke ihrer Produkte dokumentieren. Planende und Generalunternehmer prüfen jedes einzelne Produkt auf Konformität mit DGNB, BNB oder EU-Taxonomie-Anforderungen. „Das ist sehr aufwendig und sehr manuell“, so Keppler. „Bisher wurde mit Excel gearbeitet und ZIP-Ordner per Mail hin- und hergeschickt.“
ProCA: Automatisierte Produktbewertung für HerstellerProCA richtet sich direkt an Bauprodukthersteller und automatisiert die Bewertung nach verschiedenen Nachhaltigkeitssystemen. Der Prozess ist bewusst schlank gehalten: Hersteller kategorisieren ihre Produkte und beantworten etwa 5-10 automatisch generierte Fragen zu Inhaltsstoffen und Eigenschaften. „Das sind in der Regel Fragen, die der Hersteller ohnehin beantworten kann“, erklärt Keppler. „Diese Anfragen kommen ja sowieso bei den Unternehmen an.“
Das System generiert daraus automatisch Konformitätsdeklarationen und stellt die Bewertungsergebnisse über Kooperationsplattformen wie DGNB Navigator, Madaster oder cockpit.planner und cockpit.producer zur Verfügung. Der Kostenpunkt: 300 Euro pro Produktbewertung.
„Wenn mich jemand nach DGNB-Konformität fragt, kann ich ihm einfach die Deklaration schicken – da ist alles beantwortet.“
Pascal Keppler, EPEA/Drees & Sommer
Conpli: Digitale Projektabwicklung ab AusschreibungsphaseWährend ProCA herstellerseitig ansetzt, optimiert Conpli die Projektprüfung für Generalunternehmer und Nachhaltigkeitskoordinatoren. Das Tool kommt hauptsächlich ab Leistungsphase 6 zum Einsatz, wenn Baufirmen konkrete Produktvorschläge einreichen. „Die Alternative war bisher, Excel-Listen und ZIP-Ordner per Mail hin- und herzuschicken“, beschreibt Keppler den Status quo. „Das ist eine absolute Vollkatastrophe.“ Conpli schafft eine gemeinsame Datenbank mit Single Source of Truth, mobiler Baustellenfreigabe und automatischer Versionskontrolle.
Bereits über 50 Projekte werden aktuell mit Conpli abgewickelt, darunter komplexe Pilotvorhaben wie das Kreislaufwirtschaftsprojekt von ratisbona am LOOP-Markt in Haimhausen. Ein besonderer Mehrwert: Conpli erstellt automatisch As-Built-Dokumentationen (Bestandsdokumentation des tatsächlich verbauten Zustands) und ermöglicht so lückenlose Gebäuderessourcenpässe.
Die Verbindung zur Bauproduktenverordnung 2026
Die neuen Tools treffen den Zeitgeist: Ab 2026 werden sukzessive die produktspezifischen Anforderungen der EU-Bauproduktenverordnung scharf gestellt – beginnend mit masserelevanten Produkten wie Beton und Stahl, später erweitert auf alle Produktgruppen bis etwa 2032.
„Die Themen CO₂-Fußabdruck, Lieferkette, Zirkularität und Schadstoffe tauchen überall wieder auf“, sagt Keppler. „Wenn sich jeder Hersteller einzeln in diese Regulatorik einarbeiten muss, bedeutet das einen enormen Aufwand.“ ProCA und Conpli bieten eine konsolidierte Lösung: einmal beantwortet, für alle Systeme verfügbar.
Nahtlose Integration: Tools als Konnektoren, nicht als Silos
Entscheidend für die Praxistauglichkeit ist die Integration in bestehende Workflows. Beide Tools sind bewusst als offene Systeme konzipiert: Herstellerdaten aus ProCA fließen in verschiedene Planungsplattformen, Projektprüfungen aus Conpli landen automatisch in Materialpässen bei Madaster.
„Wir können die Bewertungsergebnisse direkt in die verschiedenen Plattformen einbinden“, erklärt Keppler die API-basierte Anbindung. Das Prinzip: Daten einmal erfassen, vielfach nutzen – ohne neue Systembrüche zu schaffen.
Ausblick: KI-Integration und MarktdurchdringungAls nächste Entwicklungsstufe plant EPEA die KI-Integration für automatisierte Datenauslese aus Produktdatenblättern. Die Tools sind in der Basisversion kostenfrei verfügbar.
Kepplers Empfehlung für zögernde Marktteilnehmer ist eindeutig:
„Einfach registrieren und loslegen. Macht euch lieber Gedanken darüber, wie ihr diesen Prozess effizient gestaltet – denn die Anforderungen kommen so oder so.“
Mit ProCA und Conpli entstehen über unsere Kooperation mit EPEA neue digitale Nachhaltigkeitstools: nicht nur für Spezialisten, sondern für den Planungsalltag von morgen.
Über die Tools:
• ProCA: Tool für Bauprodukthersteller zur automatisierten Nachhaltigkeitsbewertung (300€/Produkt)
• Conpli: Projektabwicklungstool für GUs und Nachhaltigkeitskoordinatoren (Basisversion kostenfrei)
• Verfügbar über: DGNB-Navigator, Werkbank-Tools wie cockpit.planner, Madaster, Heinze, verschiedene BIM-Plattformen
• Weitere Infos: Die Tools werden von EPEA entwickelt und über verschiedene Kooperationspartner verfügbar gemacht