NRW-Millionenwette: Wenn Kommunen Kreislaufwirtschaft neu erfinden
Ein Papierabfall wird zum Baustein, eine stillgelegte Deponie zum Innovationszentrum, ein Bürogebäude zum Materiallager – was klingt wie Science-Fiction, wird in sechs nordrhein-westfälischen Kommunen zur Realität. Mit zwölf Millionen Euro Förderung startet das Land ein ambitioniertes Experiment für kommunale Kreislaufwirtschaft in Deutschland.
Laboratorium der Zukunft
Die Projekte lesen sich wie ein Manifest für radikales Umdenken: In Recklinghausen verschmelzen physisches Bauteillager und digitale Wiederverwendungsplattform zu einem neuen Ökosystem. Das RE.build-Projekt will beweisen, dass systematische Sekundärbaustoffe-Nutzung keine Utopie ist. Ein geplantes Ausbildungszentrum entsteht vollständig aus rückgebauten Materialien – der Beweis für die eigene Machbarkeit.
Im Bergischen Land geht Z³ – Zirkulär.Zusammen.Zukunft noch einen Schritt weiter: Eine „Circular Cities Akademie“ soll Verwaltungen, Handwerk und Planende für die zirkuläre Transformation qualifizieren. Das Herzstück: ein digitales Sanierungsmodul mit Materialdatenbank, Zirkularitäts-Score und interaktiven Planungshilfen. Erstmals wird kreislaufgerechtes Bauen im ländlichen Raum systematisch skalierbar.
Industrie wird zirkulär
Besonders visionär: Düren verwandelt mit ZELLULÄR Papierindustrie-Abfälle in einen geschlossenen Kreislauf. Kurzfasern werden zu Biogas, Baustoffen und Prozesswasser – ein Modell für die Integration industrieller Nebenströme in nachhaltige Bauprodukte.
Die weiteren Projekte zeigen die Bandbreite kommunaler Innovation: Bochums Kreislauf-Hub erprobt zirkuläre Strategien für verschiedene Abfallströme. Remscheids WertRaumRS macht aus einer ehemaligen Deponie ein Bildungs- und Reparaturzentrum. Köln bringt mit K.I.S.T.E. mobile Tausch- und Reparatureinheiten direkt in die Quartiere.
Digitale Revolution im Planungsalltag
Was alle Projekte eint: Digitale Tools werden zum Schlüssel für zirkuläre Transformation. Materialdatenbanken, Zirkularitäts-Scores und Planungshilfen machen Kreislaufwirtschaft erstmals berechenbar und systematisch anwendbar.
Genau hier setzt cockpit.planner an: Unser Tool verknüpft EPEA-Cradle-to-Cradle-Daten mit ÖKOBAUDAT-Informationen und automatisiert die Bewertung von Materialgesundheit, Recyclingfähigkeit und CO₂-Fußabdruck – webbasiert, im CAD-Projekt und in Echtzeit als Materialpass teilbar.
NRW beweist: Kommunale Kreislaufwirtschaft ist keine ferne Vision, sondern planbare Gegenwart. Die sechs Modellprojekte werden zeigen, wie sich zirkuläre Prinzipien von der Pilotphase in die Regelanwendung überführen lassen.