Künstliche Intelligenz: KI Vorteile erkannt, aber ungenutzt. Das 86 %-Paradox der Baubranche.
Dienstag, 14:20 Uhr. Geschäftsführer Michael Herrmann verlässt das Meetingzimmer, den Kopf voller Schlagworte: Cloud-Lösungen? „Sehen wir großes Potenzial.“ BIM-Integration? „Definitiv sinnvoll.“ Zentrale Datenumgebung? „Würde uns massiv helfen.“
Dann die Gretchenfrage: „Wer kümmert sich um die Umsetzung?“ Stille. „Budget?“ Ungewissheit. „Wer kann das technisch?“ Achselzucken. Zwei Stunden Diskussion – und am Ende kein Schritt weiter.
Herrmann erlebt, was viele Planungsbüros kennen: Die Chancen der Digitalisierung werden klar erkannt – umgesetzt wird aber kaum etwas.
Das 86 %-Dilemma
Die Digital Real Estate Umfrage 2025 zeigt das Ausmaß: 86 % der Unternehmen sehen einen hohen oder sehr hohen Nutzen moderner digitaler Technologien. Doch nur 38 % nutzen sie tatsächlich aktiv – weitere 32 % bekunden die Absicht des mittelfristigen Einsatzes. Die aktuelle Lücke von 48 Prozentpunkten – das ist das eigentliche Paradox.
Die PwC-Studie 2025 vertieft den Befund: 62 % der Befragten attestieren IoT-Lösungen auf der Baustelle großes Potenzial, aber nur 10 % haben die nötigen Fähigkeiten. Bei BIM – einst als Hoffnungsträger der Digitalisierung gefeiert – herrscht Stillstand.
93 % der Bauunternehmen wissen um die Relevanz digitaler Prozesse. Doch während andere Branchen ihre Strategien umsetzen, verharrt das Bauwesen in einer Art Erkenntnislähmung.
Zeitfresser im Dauerbetrieb
Diese Trägheit wirkt wie ein Brandbeschleuniger für bekannte Effizienzprobleme: Laut unseren Zeitfresser-Analysen verursachen Kommunikationsbrüche 48 % aller Nacharbeiten, Produktsuche verschlingt 33 % der Planungszeit. Wer weiterhin papierlastig arbeitet, verliert nicht nur Zeit, sondern auch Wettbewerbsfähigkeit, denn neben Fachkräftemangel (besonders intensiv bei Fach-Experten wie bspw. für digitale Planung), steigen die Anforderungen in der Branche stetig weiter. So auch beim nachhaltigen Bauen.
Der Digital Real Estate Index der Branche ist zuletzt auf 4,0 Punkte gefallen. Im gesamtwirtschaftlichen Digitalisierungsindex des IW Köln landet das Baugewerbe mit 67,6 Punkten auf dem letzten Platz – der Durchschnitt liegt bei 113,6.
Die 82 %-Blockade
82 % der Unternehmen nennen fehlendes Know-how als größte Hürde – ein doppeltes Problem: Ohne digitale Kompetenzen geraten Projekte ins Stocken, ohne moderne Arbeitsweisen verliert die Branche Nachwuchstalente.
Strukturelle Bremsen verschärfen die Lage: Digitale Lösungen tauchen in Ausschreibungen selten auf, Genehmigungsverfahren sind vielerorts analog, Auftraggeber fordern digitale Prozesse zu selten ein.
Das Paradox wird so perfekt: Fachkräftemangel verhindert benötigte Zeitersparnis. Mangelnde Nachfrage motiviert nicht zum Fortschritt.
Andererseits bleiben Milliarden Euros liegen!
McKinsey schätzt das ungenutzte Wertschöpfungspotenzial durch Digitalisierung im deutschen Mittelstand auf 126 Milliarden Euro bis 2025. Andere Branchen steigern ihre Produktivität bereits um 30–50 % durch digitale Tools – das Bauwesen kämpft vielerorts noch mit denselben Reibungsverlusten wie vor zehn Jahren.
Fraunhofer IESE zeigt den Weg: Durchgängige digitale Modellierung verhindert Informationsbrüche, 4D-Planung erkennt Fehler frühzeitig und senkt Nacharbeiten deutlich.
Pragmatische Digitalisierung statt Hype
Während der Markt von Buzzwords überflutet wird, braucht die Branche vor allem eins: Lösungen, die sich ohne monatelange Transformation einfügen lassen.
Hier setzen Werkzeuge wie der cockpit.planner an – nicht als Zukunftsversprechen, sondern als sofort nutzbare Unterstützung für effizientes Datenmanagement und projektbegleitende LCA/C2C-Berechnung:
- Nahtlose BIM-Integration in bestehende Workflows - inkl. Plugin für ArchiCAD und Revit
- Cloudbasierte Zusammenarbeit ohne IT-Großprojekt - inkl. eigener Büro- und Projekt-Bibliothek
- Nachhaltigkeitsberechnungen ab Projektstart - inkl. C2C-Daten (EPEA) & LCA-Daten (ÖKOBAUDAT)
- Direkter Zugriff auf herstellerspezifische EPD-Daten (Heinze) - direkt digital anwendbar
So wird Digitalisierung vom abstrakten Ziel zur greifbaren Arbeitserleichterung – ohne dass Büros ihre Arbeitsweise komplett umkrempeln müssen.
Vom Daten-Friedhof zur zentralen Basis
Einer der größten Stolpersteine sind fragmentierte Datensilos. Solange Projektdaten auf verschiedene Systeme verteilt sind, verpufft der Nutzen jeder neuen Software. Die Lösung: Einheitliche Standards, zentrale Datenumgebungen, automatische Synchronisation – und vor allem Formate, die auch in zehn Jahren noch nutzbar sind.
Handeln statt vertagen
Michael Herrmann hat seine Konsequenzen gezogen: weniger Strategiemeetings, mehr konkrete Schritte. Das Büro startet bei den größten Zeitfressern, etabliert einheitliche Workflows und baut Kompetenzen Schritt für Schritt aus.
Das Ergebnis: messbare Zeitersparnis, zufriedene Teams – und Projekte, die digital sauber durchlaufen.
Die Frage ist nicht mehr, ob digitalisiert wird, sondern wer den Anschluss verpasst.
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Quellen:
- Digital Real Estate Umfrage (2025): Nutzen- und Nutzungsgrad moderner digitaler Technologien in der Bau- und Immobilienwirtschaft
- PwC-Studie (2025): Digitalisierung der deutschen Bauindustrie
- McKinsey (2025): Wertschöpfungspotenzial durch Digitalisierung im deutschen Mittelstand
- Digital Real Estate Index (DRE-i): Digitaler Reifegrad der Baubranche
- Fraunhofer IESE: Digitale Modellierung im Bauwesen
- IW Köln (2024): Digitalisierungsindex der deutschen Wirtschaft
Keywords: digitaler Zwilling, lca, Ökobilanz, CO2 Bilanz, green planning, lca software, BIM-Standards