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Pflicht zur Ökobilanz ab 2028 macht LCA-Software erforderlich

Die EPBD macht ab 2028 Life Cycle Assessments zur Pflicht. Marcel Özer erklärt, warum u.a. digitale LCA-Tools nötig sind.

 

Matthias Uhl Date: 14.08.2025
<span id="hs_cos_wrapper_name" class="hs_cos_wrapper hs_cos_wrapper_meta_field hs_cos_wrapper_type_text" style="" data-hs-cos-general-type="meta_field" data-hs-cos-type="text" >Pflicht zur Ökobilanz ab 2028 macht LCA-Software erforderlich</span>

Von der Materialwahl zum Rückbau:
Wie die EPBD den kompletten Gebäudezyklus digitalisiert


Excel-Listen für Materialinventare, manuelle Ökobilanzen, nachträgliche Dokumentation – was Planungsbüros jahrelang durch den Alltag gebracht hat, wird 2028 zur Compliance-Falle. Denn die neue Energy Performance of Buildings Directive (EPBD) macht Lebenszyklusbetrachtungen zur Pflicht und Gebäuderessourcenpässe zum Standard. Marcel Özer von EPEA/Drees & Sommer ist überzeugt: Wer heute noch linear von der Planung zur Ausführung denkt, plant bereits für die Vergangenheit.

Das Ende der linearen Planung: EPBD macht Ernst

Die im Mai 2024 verabschiedete EPBD-Neufassung ist das Ende einer Ära. „Die EPBD erweitert den Fokus von der reinen Energieeffizienz auf die vollständige Gebäudedekarbonisierung“, erklärt Marcel Özer, Nachhaltigkeitsexperte bei EPEA/Drees & Sommer. „Es geht nicht mehr nur um den Energieverbrauch in der Nutzung, sondern um den kompletten CO₂-Fußabdruck – von der Materialherstellung bis zum Rückbau.“

Marcel Özer „Es geht nicht mehr nur um den Energieverbrauch in der Nutzung, sondern um den kompletten CO₂-Fußabdruck – von der Materialherstellung bis zum Rückbau.“

Die Zeithorizonte sind knallhart und jetzt final bestätigt: Ab 1. Januar 2028 müssen alle Neubauten über 1.000 m² Lebenszyklus-Treibhausgaspotentiale berechnen und im Energieausweis ausweisen. Ab 1. Januar 2030 gilt dies für alle Neubauten. Parallel werden Null-Emissions-Gebäude ab 2028 für öffentliche Bauten verpflichtend, ab 2030 für alle Neubauten. Während Deutschland bis Mai 2026 die nationale Umsetzung schaffen muss, sind andere längst weiter: Frankreich macht seit 2023 Ökobilanzen für Bürogebäude zur Pflicht, Dänemark für alle Gebäude ab 1.000 m².

Graue Emissionen im Fokus: Materialien werden zum Hauptfaktor

Was viele noch unterschätzen: In energieeffizienten Neubauten machen die sogenannten „grauen Emissionen“ – also CO₂ aus Herstellung, Transport und Einbau der Materialien – oft über 50 Prozent der Gesamtemissionen aus. „Die gesetzlichen Anforderungen bewegen sich eindeutig weg von einer reinen Betrachtung der Betriebsphase hin zu einer ganzheitlichen Betrachtung des Lebenszyklus“, erklärt Marcel Özer von EPEA/Drees & Sommer. „Das hat massive Auswirkungen auf Produkthersteller und Planungsentscheidungen.“

Ab 1. Januar 2027 müssen die Mitgliedstaaten einen konkreten Fahrplan vorlegen, der Schwellenwerte für das Lebenszyklus-Treibhausgaspotenzial definiert. Diese Grenzwerte werden ab 2030 verpflichtend für alle Neubauten. Deutschland arbeitet bereits an der nationalen Umsetzung – voraussichtlich durch eine weitere Novellierung des Gebäudeenergiegesetzes (GEG) bis Mai 2026.

Vom ersten Entwurf bis zum Urban Mining: Der neue Gebäudezyklus

Was abstrakt klingt, wird in der digitalen Praxis konkret. „Mit demselben Materialinventar kann ich Ökobilanzen erstellen, Renovierungspläne entwickeln und Rückbaukonzepte erstellen“, beschreibt Marcel Özer von EPEA/Drees & Sommer das Potenzial durchgängiger Datenflüsse.

Planungsphase: Tools wie cockpit.planner erfassen bereits während der Entwurfsplanung jedes Material mit seinen Nachhaltigkeitseigenschaften. „In einem Pilotprojekt in Düsseldorf haben wir CO₂-Hotspots direkt im BIM-Modell visualisiert“, berichtet der Nachhaltigkeitsexperte. „Wo rote Bereiche erschienen, konnten wir optimieren – ein massiver Stahlträger wurde durch eine alternative Lösung ersetzt.“

Ausführung und Dokumentation: Mit Tools wie cockpit.producer wird der Übergang von generischen Planungsdaten zu spezifischen Produktinformationen nahtlos. „Der wichtigste Schritt ist von der generischen Ebene zur realen Produktebene“, erklärt Özer. Die As-built-Dokumentation wird automatisch zum vorgeschriebenen Gebäuderessourcenpass.

Rückbau und Kreislaufwirtschaft: Am Ende des Lebenszyklus werden die gleichen Daten zur Grundlage für Urban Mining. „Urban Mining gibt Materialien eine Identität, reduziert den CO₂-Ausstoß und erhöht die Verfügbarkeit von Baumaterialien.“

Fahrplan EU-Gebäuderichtlinie (EPBD):

 

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Renovierungspässe und Circular Engineering: Die neue Planungsdisziplin

Ein zentrales Element der EPBD sind nationale Renovierungspässe – digitale Dokumente, die den energetischen Zustand von Gebäuden über deren gesamten Lebenszyklus verfolgen. „Parallel dazu kommt die Verpflichtung zur Rückbauplanung“, erklärt Marcel Özer von EPEA/Drees & Sommer.

  „Wer heute ein Gebäude plant, muss bereits dokumentieren, wie es später demontiert und die Materialien zurückgewonnen werden können.“

Diese Anforderung schafft eine völlig neue Fachdisziplin: „Circular Engineering entsteht als eigene Disziplin“, beschreibt der Nachhaltigkeitsexperte die Entwicklung. „Rezyklierbarkeit, Trennbarkeit, Flexibilität, Demontierbarkeit – das sind die neuen Planungsparameter.“ Diese Disziplin durchzieht alle Leistungsphasen von der Systemkonzeptionierung bis zur As-built-Dokumentation.

Bis 2030 müssen die 16 Prozent schlechtesten Nichtwohngebäude saniert werden, bis 2033 sogar 26 Prozent. Diese sogenannten Minimum Energy Performance Standards (MEPS) schaffen zusätzlichen Druck auf die Bestandsmodernisierung.

Sekundärrohstoffzentren: Wenn Abriss zu Asset wird

Die praktischen Auswirkungen zeigen sich bereits heute: In Baden-Württemberg entstehen kommunale Sekundärrohstoffzentren, die das klassische Entsorgungsmodell revolutionieren. „Statt Materialien als Abfall zu deklarieren und teuer zu entsorgen, werden sie über städtische Zweckgesellschaften vermarktet“, erklärt Marcel Özer von EPEA/Drees & Sommer das innovative Konzept.

Das Ergebnis: „Schüco und andere Hersteller stehen bereits Schlange für Altmaterialien – vor allem Aluminium und Fensterglas sind heiß begehrt.“ Für die öffentliche Hand rechnet sich das doppelt: Weniger Transportkosten, weniger Verkehrsbelastung und zusätzliche Einnahmen statt Ausgaben. Das Finanzministerium Baden-Württemberg rechnet mit Ersparungen in Millionenhöhe bei Landesbauten.

Diese Entwicklung macht die Relevanz digitaler Materialpässe deutlich: „Wenn ich jetzt eine Dokumentation über das Werkbank-System mache, dann habe ich ganz genaue Werte mit CO₂-Wert und Materialeigenschaften. Die Stadt kann beim Rückbau genau sagen: So viel Qualität wird frei.“

CO₂-Schattenpreise: Wenn Nachhaltigkeit zur Finanzierungsbedingung wird

Baden-Württemberg zeigt auch, wie regulatorischer Druck funktioniert: Landesbauten müssen bereits heute einen CO₂-Schattenpreis in der Planung mitführen. „Überschreitet ein Projekt die CO₂-Grenzwerte, kann das Auswirkungen auf die Finanzierung haben“, beschreibt Marcel Özer von EPEA/Drees & Sommer den innovativen Mechanismus. „Das hat zunächst eine rein ökonomische Handlung zur Folge, ist aber hocheffektiv.“

Ähnliche Entwicklungen sind EU-weit zu erwarten. Die EPBD verpflichtet Mitgliedstaaten dazu, nationale Renovierungspläne zu erstellen und Minimum Energy Performance Standards (MEPS) für die schlechtesten Gebäude zu definieren. Konkret müssen bis 2030 die 16 Prozent schlechtesten Nichtwohngebäude saniert werden, bis 2033 sogar 26 Prozent. Bei Wohngebäuden soll der Primärenergieverbrauch bis 2030 um 16 Prozent, bis 2035 um weitere 20-22 Prozent sinken.

Innovation statt Bürokratie: Der Fahrplan steht fest – Marcel Özer sieht Chancen

„Diese Themen gehen nicht mehr weg“, ist Marcel Özer von EPEA/Drees & Sommer überzeugt. „Wir befinden uns schon mitten in der Transformation.“ Mit der EU-Taxonomie fließen bereits 500 Milliarden Euro in nachhaltige Investitionen in Deutschland. „Der Fahrplan von der EU steht fest. Die Regularien sind da“, fasst der Nachhaltigkeitsexperte die Realität zusammen.

Die Konsequenz für Planungsbüros ist eindeutig:

  „Ohne digitale Tools schaffen wir die Bewältigung dieser Datenanforderungen nicht mehr“, so Özer. „Was man nicht messen kann, kann man nicht lenken.“

Die EPBD 2024 macht BIM-Modelle faktisch zur Pflicht und fordert nationale Datenbanken für die Gebäudeenergieeffizienz. „Automatisierte Monitoringlösungen werden Standard, digitale Nachweissysteme unverzichtbar.“

„Wer heute abwartet, wird morgen abgehängt sein“, warnt Özer. „Aber wer jetzt handelt, kann sich als Experte für nachhaltiges Bauen positionieren und neue Marktchancen erschließen.“ Seine Empfehlung: „Die größte Fehlannahme über den Green Deal ist, dass es sich nur um bürokratischen Mehraufwand handelt – in Wahrheit ist es ein Innovationsmotor für die gesamte Branche.“

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Über die Serie: „EU-Regularien – Status Quo“ erscheint quartalsweise und liefert Planenden, Herstellern und Entscheider:innen fundierte Einblicke in die aktuellen Entwicklungen der europäischen Regulatorik – mit klarem Praxisbezug und konkreten Handlungsspielräumen.

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